Trotz der deutlichen Fortschritte in deroperativen Versorgung eines Kreuzbandrisses erleiden immer wieder Patient*innen auch einen erneuten Riss ihrer Kreuzbandplastik
Dies liegt zum einen daran, dass mit der Rückkehr auf das vorherige Leistungsniveau im Sport auch die Risiken der entsprechenden Sportart zurückkehren.
Zum anderen können weitere Faktoren wie Meniskusrisse, nicht optimal plazierte Bohrkanäle und/oder die Neigung des Schienbeinkopfes das Risiko einer erneuten Kreuzbandruptur deutlich erhöhen.
Jährlich erleiden mehr als 2 Millionen Menschen einen Kreuzbandriss. Besonders in dynamischen Stop-and-go-Sportarten mit vielen Richtungswechseln – wie beispielsweise Fußball, Handball, Basketball und Skifahren – ist das Risiko einer vorderen Kreuzbandruptur besonders hoch. Die Verletzung verursacht anfangs Schmerzen, Gelenkergüsse, Bewegungseinschränkungen und meist eine Instabilität des Gelenks.
Häufig bei Sportarten mit hoher Dynamik und Richtungswechseln (z. B. Fußball, Handball, Basketball, Skifahren). Häufig auch in Kombination mit anderen Verletzungen wie Meniskusschäden, Knorpelverletzungen oder Instabilitäten der Seitenbänder.
Langfristig führt die Instabilität des Kniegelenks zu einem erhöhten Risiko von Meniskus- und Knorpelschäden, was zu einer frühzeitigen Arthrose führen kann. Insbesondere Sportlerinnen können die Instabilität in der Regel nicht ausgleichen und erreichen ohne operative Kreuzbandversorgung meist nicht mehr ihr vorheriges Leistungsniveau. Neben dem sportlichen Aktivitätsniveau spielen auch Begleitverletzungen eine zentrale Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eine operative Therapie. Liegen neben der Kreuzbandruptur auch Verletzungen des Meniskus und/oder des Knorpels vor oder sind die Seitenbänder instabil, ist eine operative Behandlung notwendig.
Bei einer konservativen Therapie bleibt das Risiko für Folgeverletzungen bestehen. So steigt das Risiko von Meniskus- oder Knorpelverletzungen um 1 % pro Monat ohne vorderes Kreuzband. Bei wiederkehrenden Instabilitätsepisoden erhöht sich dieses Risiko erheblich. Folgeverletzungen können wiederum das Risiko einer frühzeitigen Arthrose signifikant steigern, während eine operative Versorgung dieses Risiko deutlich verringern kann. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation basiert daher auf den ausgeübten Sportarten, dem Aktivitätsniveau, der Ausprägung der Instabilität und den Begleitverletzungen. Haben Patientinnen keine Begleitverletzungen erlitten, verspüren keine Instabilität und üben keine Start-Stopp-Sportarten wie Fußball, Handball oder Basketball aus, kann eine konservative Therapie eine sinnvolle Option sein. Sollte das Ziel jedoch die Rückkehr in diese sogenannten Level-I-Sportarten wie Fußball oder Handball sein, ist dies ohne Kreuzband-OP in der Regel nicht möglich.
Die Symptome eines Kreuzbandrisses sind meist eindeutig, können jedoch in ihrer Ausprägung variieren. Typisch ist ein plötzliches Instabilitätsgefühl beim Sport, häufig begleitet von einem knackenden Geräusch im Knie. Oft kommt es zu einer raschen Schwellung, die durch Einblutungen ins Gelenk entsteht. In der Folge treten belastungsabhängige Schmerzen auf, vor allem bei Richtungswechseln oder beim Absteigen von Treppen. Besteht die Verletzung länger, berichten Betroffene häufig über ein Unsicherheitsgefühl im Alltag. Auch wiederholte "Wegknick"-Episoden können auf eine chronische Instabilität hinweisen.
Der Riss des Bandes und die Instabilität werden oft sehr schmerzhaft erlebt
Ohne das VKB können sich "giving-way" Phänomene, sprich Instabilitätsmomente ereignen
Das zerrissene VKB und die möglichen Begleitverletzungen lassen das Gelenk anschwellen
Wie unter "Kreuzbandriss" beschrieben gelingt nach der ersten Kreuzbandruptur sehr häufig die Rückkehr auf das ursprüngliche sportliche Leistungsniveau. Trotz der sehr erfolgreichen Weiterentwicklungen der Kreuzbandchirurgie in den vergangenen Jahren geht damit auch ein erhebliches Risiko für erneute Verletzungen einher. Zwar konnten operative Zusatzmaßnahmen, wie z.B. die anterolaterale Stabilisierung (siehe "Kreuzbandriss") das Risiko eines erneuten Kreuzbandrisses deutlich reduzieren. Letztlich handelt es sich jedoch um Level-I-Sportarten und zumeist Vollkontaktsportarten, die immer ein nicht unerhebliches Verletzungsrisiko mit sich bringen.
Erleiden die Patient*innen einen solchen erneuten Riss des vorderen Kreuzbandersatzes ist eine konservative Therapie in der Regel nicht anzuraten. Zum einen ereignen sich zusammen mit der Reruptur recht häufig Begleitverletzungen an Knorpel und/oder Meniskus. Zum anderen weisen die Patient*innen meist eine merkliche subjektive Instabilität auf, die wiederum mit einem deutlichen Risiko einer frühzeitigen Arthrose einhergeht. Neben der Entscheidung zur operativen Revision gilt es daher im Falle des erneuten Kreuzbandrisses vor allem die zu Grunde liegende Ursache zu analysieren.
Neben der Entscheidung zur operativen Revision gilt es daher im Falle des erneuten Kreuzbandrisses vor allem die zu Grunde liegende Ursache zu analysieren. Zum einen gilt es die bestehenden Bohrkanäle auf ihre Lage und ihren Durchmesser zu beurteilen. Liegen die Kanäle nicht optimal oder sind sie im Laufe der Zeit zu weit geworden bedarf es ggf. zunächst einer Bohrkanalauffüllung bevor dann in einer zweiten Operation eine erneute Kreuzbandplastik durchgeführt werden kann. Darüber hinaus analysieren wir die bestehenden Begleitverletzungen. Häufig zeigen sich erneute oder weiterhin bestehende Ausrisse der Meniskuswurzel und-/oder Rampe. Diese werden in der Regel gemeinsam mit der erneuten Kreuzbandplastik versorgt. Abschließend gilt es die knöcherne Geometrie zu analysieren. So hat sich gezeigt, dass gerade die seitliche Neigung des Schienbeinkopfes über ein gewisses Maß hinaus zu einem deutlich erhöhten Risiko für eine erneute Kreuzbandruptur führt. Liegt eine solche knöcherne Konstellation vor, kann es erforderlich sein diese Fehlstellung mit einer so genannten Slope-Korrektur zu beheben. Hierbei wird ein knöcherner Keil aus dem Scheinbeinkopf entnommen um den Schienbeinkopf aufzurichten und so für eine Druckminderung auf die zukünftige Kreuzbandplastik zu sorgen. Diese knöcherne Korrektur wir vorübergehend mit einer Platte fixiert, die dann im Rahmen der eigentlichen Kreuzbandrevision entfernt wird. Sowohl nach einer Bohrkanalauffüllung, als auch einer Slope-Korrektur oder der Kombination aus beiden ist es in der Regel vier bis fünf Monate später bereits möglich eine erneute Kreuzbandversorgung durchzuführen.
Liegen die ursprünglichen Bohrkanäle optimal und weisen keine wesentliche Aufweitung auf und liegt eine optimale knöcherne Geomtrie vor kann die Kreuzbandrevision auch direkt in einem Eingriff erfolgen. Grundsätzlich versuchen wir für diese Kreuzbandrevision Sehnenmaterial der betroffenen Seite zu verwenden. In Einzelfällen kann es jedoch auch erforderlich sein eine Sehne des anderen Beines zu entnehmen. Abschließend kombinieren wir diese erneute, definitive Kreuzbandplastik in vielen Fällen mit einer anterolateralen Stabilisierung (siehe "Kreuzbandriss") um so das Risiko für einen dritten Kreuzbandriss so gering wie irgend möglich zu halten.
Erfahrene Spezialisten für Kreuzband-Rerupturen und Kniechirurgie
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zusatzbezeichnung spezielle Unfallchirurgie
Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin